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Kaufmännische Schulen zeigen vielfältige Wege der Prävention

Günther ist mit drei weiteren Mitgliedern der Anonymen Alkoholiker bzw. deren Angehörigen als Betroffener an die Kaufmännischen Schulen Marburg (KSM) gekommen. „Uns ist es wichtig, Informationen weiterzugeben und aufzuklären“, erklärt er. In seiner Gesprächsrunde sitzen einige Schüler des Beruflichen Gymnasiums, die sich in diesen Workshop eingewählt haben. Sie haben viele Fragen und wollen zum Beispiel wissen, wie man jemandem helfen kann, wenn man merkt, dass ein Problem mit Alkohol vorliegt.

In Deutschland gibt es 120 000 Alkoholiker. Mehr als zwei Millionen Menschen sind aber von dieser Sucht betroffen, weil zum Beispiel jemand aus dem Familienkreis daran erkrankt ist. Wenn man noch andere Bereiche wie Drogensucht, Internet- oder Spielsucht hinzunimmt, wird klar, dass die Zahl, der auch indirekt von den Süchten Betroffenen, noch weit höher liegt. Grund genug, alle zwei Jahre einen Sucht- und Gewaltpräventionstag an den KSM zu gestalten und dabei auf ganz unterschiedliche Weise zur Auseinandersetzung mit diesen Themen anzuregen.

Die Pädagogische Fachstelle Rechtsextremismus „Rote Linie“ aus Marburg gestaltet zum Auftakt einen Vortrag zu den Themen Cybermobbing, Hate Speech und Fake News im Netz. Mit diesem eher theoretisch orientierten Zugang will die Arbeitsgruppe Sucht- und Gewaltprävention vielfältige Informationen vermitteln und zur Auseinandersetzung anregen. Ein bedeutender suchtvorbeugender Aspekt ist auch, das Selbstbewusstsein der Schüler zu stärken. Dafür sorgen viele weitere praktische Workshops wie Improvisationstheater, Trommeln, das Kunstangebot Farbenrausch, Yoga, Bokwa Fitness oder Selbstverteidigung. Am Infostand des Präventionsprojekts „BOB – fahren ohne Alkohol“ bietet Tobias Decher, Polizeibeamter aus Marburg, den Schülern die Möglichkeit, mit Rauschbrillen zu testen, wie sich die Wahrnehmung unter Alkoholeinfluss verändert.

„Wichtig ist uns, dass die Gruppen freiwillig am Sucht- und Gewaltpräventionstag teilnehmen“, so Katja Weiß, Organisatorin der Veranstaltung. „Wir stellen den Schülern das Programm vor und die Klassen entscheiden selbst, ob sie teilnehmen wollen und jeder wählt für sich, welchen Workshop er dann besucht.“ Das kommt bei den Schülern gut an und auch in diesem Jahr gibt es mehr Interessenten als freie Plätze. Rund 200 Schüler aus 10 Klassen nehmen am 11. „Tag der Sehnsüchte“ teil.

Dabei kommen vor allem die praktischen Workshops bei den Schülern gut an. Im Workshop Selbstverteidigung erlernen die Teilnehmer unterschiedliche Techniken, sich aus Umklammerungen zu befreien. Das stärkt das Selbstvertrauen der Schüler, wenn sie sich zum Beispiel im Dunkeln allein auf offener Straße bewegen. Bei anderen Workshops, wie zum Beispiel Bokwa oder Trommeln steht eher die Freude am Tun im Vordergrund. „Wir wollen den Schülern Anregungen geben, wie sie ihr Leben aktiv gestalten können“, so Schulleiter Klaus Denfeld. Dabei sei der Sucht- und Gewaltpräventionstag nur ein Baustein des Großprojektes der KSM als gesundheitsfördernde Schule.

Mit verschiedenen Aktionen wie einer Projektwoche zum Thema Ernährung, dem Verkehrssicherheitstag oder dem Bewegungstag werden mehrmals im Jahr Themen zur Gesunderhaltung und Gesundheitsförderung im Schulalltag verankert.

Impressionen vom Sucht- und Gewaltpräventionstag 2019:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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